Startschuss für die Umsetzung der Spurenstoffstrategie Hessisches Ried

Landesregierung sorgt für hohe Wasserqualität und die langfristige Versorgung mit Trinkwasser

„Ziel der Spurenstoffstrategie für das Hessische Ried ist es, die Gewässerqualität im Ried zu verbessern und die dortigen Grundwasservorkommen langfristig für die Trinkwassernutzung zu schützen“, sagte die Hessische Umweltministerin Priska Hinz anlässlich der Vorstellung der Spurenstoffstrategie in Büttelborn.


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„Mit der heute vorgestellten Strategie legen wir die notwendigen Maßnahmen zur Vermeidung von Spurenstoffeinträgen in die Oberflächengewässer und das Grundwasser des Hessischen Rieds fest“, betonte die Ministerin. „Das Wasser im Hessischen Ried ist vielen Belastungen ausgesetzt und gleichzeitig ein bedeutender Trinkwasserlieferant für den Ballungsraum Rhein-Main. Deswegen ist es richtig, dass die Spurenstoffstrategie hier ansetzt. Aus den Erfahrungen vor Ort, werden wir für ganz Hessen profitieren können“, sagte Ministerin Hinz.

Die Strategie umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die sukzessive zum Schutz der Oberflächengewässer und des Grundwassers im Ried umgesetzt werden sollen. Als besonders geeignete Schwerpunkte sind Maßnahmen mit hoher Kosteneffizienz, leichter Umsetzbarkeit, verbunden mit einer hohen Akzeptanz der Betroffenen vorgesehen. „Die Spurenstoffstrategie besteht insbesondere aus sechs Kernmaßnahmen, die zur Verringerung von Spurenstoffen in Oberflächengewässern und im Grundwasser führen. Damit hat Hessen als erstes Bundesland die Ergebnisse der Spurenstoffstrategie des Bundes auf die regionale Ebene heruntergebrochen und in konkrete Maßnahmen umgesetzt. Hessen leistet hier bundesweite Pionierarbeit“, betonte Ministerin Hinz.

Vermeidung von Spurenstoffeinträgen an der Quelle

„Von großer Bedeutung sind vor allem Maßnahmen, die Spurenstoffe an der Quelle verringern. Hier setzen wir an verschieden Stellschrauben an“, sagte Ministerin Hinz.

Die Spurenstoffstrategie sieht vor, die Einleitung von Spurenstoffen durch gewerbliche Direkt- und Indirekteinleiter zu reduzieren. Dabei wird zum einen auf Information und Aufklärung von Gewerbetreibenden gesetzt zum anderen auf entsprechende Erlaubnis- bzw. Genehmigungserteilung.

„Auch Bürgerinnen und Bürger müssen ihren Beitrag leisten: Flüssige Altmedikamente werden teilweise über die Toilette in die Kläranlage entsorgt, wodurch die Gewässer zusätzlich belastet werden. Wir werden hier gezielt informieren und aufklären, um für eine ordnungsgemäße Entsorgung zu sensibilisieren“, erklärte die Ministerin..

Durch die Sanierung undichter Abwasserkanäle können Grundwasserbelastungen im städtischen Raum vermieden werden. „Das Umweltministerium geht deshalb auf Anlagenbetreiber zu, um die Sanierung undichter Kanäle im Hessischen Ried zu beschleunigen“, sagte Ministerin Hinz.

Außerdem wird das Land bei der öffentlichen Beschaffung verstärkt auf die Verwendung umweltfreundlicher Materialien und Mittel achten. „Mit weniger Pflanzenschutzmitteln auf landeseigenen Flächen und der Verwendung umweltfreundlicher Putzmittel in öffentlichen Einrichtungen, leisten wir unseren Beitrag zur Reduzierung von Schadstoffen. Damit übernehmen wir auch eine Vorbildrolle und hoffen auf Nachahmer“, ergänzte Hinz.

Zusätzlich hat das Landwirtschaftsministerium bereits 2017 eine Vereinbarung mit Landwirtinnen und Landwirten sowie Tierärztinnen und Tierärzten getroffen, um den Einsatz von Antibiotika bei Milchkühen auf das therapeutisch notwendige Minimum zu reduzieren. „Das ist im Sinne des Tierwohls, des Verbraucherschutzes und reduziert gleichzeitig den Eintrag von Antibiotika in Gewässer und Grundwasser“, so Hinz weiter. Auch mit der Änderung des Wassergesetzes hat die Landesregierung dafür gesorgt, dass weniger Schadstoffe in Flüsse und Bäche gelangen, indem der Einsatz von Gülle und Pflanzenschutzmitteln im Gewässerrandstreifen verboten wurde. Einen zusätzlichen Beitrag leistet auch das landesweite Beratungsangebot zur gewässerschutzorientierten Landwirtschaft. „Bei der Beratung macht der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) deutlich, dass eine sorgsame und bedarfsgerechte Düngung das Grundwasser schont und trotzdem nicht zu wirtschaftlichen Einbußen für die Landwirtinnen und Landwirte führen muss“, sagte Hinz.

Vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen

Ein weiterer Bestandteil der Spurenstoffstrategie ist der Ausbau ausgewählter kommunaler Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination. „Mit dem heutigen Tag erfolgt gleichzeitig auch der Startschuss der konkreten Umsetzung“, so die Ministerin. Sie übergab dem Bürgermeister der Gemeinde Büttelborn, Andreas Rotzinger, einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 2,86 Millionen Euro. Mit diesem Geld wird in den kommenden drei Jahren der Bau einer vierten Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Büttelborn anteilig finanziert. Hier soll zukünftig mittels Aktivkohle und Ozon die Spurenstoffelimination erfolgen. „Ich freue mich, dass die Gemeinde Büttelborn bei der Thematik Spurenstoffelimination eine Vorreiterrolle einnimmt und das Land bei der Umsetzung der Spurenstoffstrategie aktiv unterstützt“, begrüßte Hinz das Engagement der Gemeinde. Auch Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid zeigte sich erfreut darüber, dass die Gemeinde Büttelborn heute als einen ersten strategischen Baustein für eine bessere Gewässergüte den Finanzierungsbescheid für den Bau der 4. Reinigungsstufe in der Kläranlage erhalten hat. Damit wird auch eine gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Büttelborn und dem Regierungspräsidium Darmstadt zum vorläufigen Abschluss gebracht.

„Die Hessische Landesregierung will zukünftig den Bau weiterer ausgewählter Anlagen zur Spurenstoffelimination auf Kläranlagen im Hessischen Ried unterstützen. Mit der Umsetzung der Spurenstoffstrategie sollen die Kläranlage des Abwasserverbandes Langen/Egelsbach/Erzhausen, die Zentralkläranlage Darmstadt, die Kläranlage der Stadt Mörfelden-Walldorf und die Kläranlage der Stadt Weiterstadt prioritär gefördert werden,“ teilte Ministerin Hinz mit.

„Ein weiterer Baustein der Spurenstoffstrategie ist die breit angelegte Aufklärung mit Informations- und Bildungsangeboten zum Thema Spurenstoffe“, führte die Ministerin aus. „Weiterhin soll ein Dialogforum den Umsetzungsprozesses begleiten. Das Dialogforum wird den Fachaustausch von Wasserbehörden, Kommunen, Wasserversorgern, Umweltverbänden, Industrie und Landwirtschaft sowie Akteuren aus dem Gesundheitswesen zum Thema Minderung von Spurenstoffeinträgen ermöglichen und die gemeinsame Arbeit an Lösungen unterstützen“, so Ministerin Hinz.

 

Das Hessische Ried ist wasserwirtschaftlich besonders sensibel. Zum einen bestehen einige Fließgewässer bei Niedrigwasser zu nahezu 100 Prozent aus Einleitungen von geklärtem Abwasser, zum anderen werden 50 bis 60 Prozent des Trinkwassers für den Ballungsraum Rhein-Main hier gewonnen. Im Abwasser sind Spurenstoffe wie Arzneistoffe, Haushalts- und Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel und Biozide enthalten, die durch die aktuelle Kläranlagentechnik nicht vollständig zurückgehalten werden. Gleichzeitig gelangt im Hessischen Ried aufgrund der geologischen Bedingungen Oberflächenwasser in Teilbereichen durch Infiltration in das Grundwasser.

Das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat vor diesem Hintergrund eine Spurenstoffstrategie für das Hessische Ried erarbeiten lassen. Die Strategie ist in Anlehnung an die „Empfehlungen des Stakeholder-Dialogs zu einer Spurenstoffstrategie des Bundes“ erarbeitet worden.

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) direkter Link zum Artikel