Umgang mit „Wasser in der Stadt von morgen“ kennt bald keine Stadtgrenzen mehr

Die Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ startet eine neue Offensive

Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 wurden Themen erfolgreich besetzt. Die Anpassung unserer Städte an den Klimawandel beispielsweise, ein intelligenter Umgang mit Wasser bei der Stadtplanung – letztlich: die „wassersensible Stadt“.


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Jetzt sollen weitere Schritte folgen, um bereits erarbeitetes Wissen unter den Emscherkommunen auszutauschen und zu verbreiten.

„Mit der Zukunftsinitiative setzen wir auf einen integrierten Ansatz“, so Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emscherge-nossenschaft: „Wenn Wasserwirtschaft und Stadtplanung eng zusammenarbeiten, erreichen wir sowohl mehr Wohnwert und Attraktivität für unsere Städte und Fortschritte beim Strukturwandel als auch bestmögliche Lösungen für einen Umgang mit Starkregen und die Entwicklung naturnaher Gewässer“. Die Umwelt-, Bau- und Planungsdezernenten der Emscherstädte haben bei ihren regelmäßigen Treffen jüngst verabredet, dass man in einem „Maßnahmenplan2020+“ gemeinsam vorgehen will.

Dazu gehören kommunale Hand-lungsempfehlungen, einheitliche Arbeitshilfen für wassersensible Bauleitplanung, gemeinsame Empfehlungen zum Umgang mit dem Klimawandel usw. Hier sind aber auch eine gesundheitsförderliche Stadtentwicklung mit grün-blauer Infrastruktur und die Einbeziehung von Wasser in integrierte städtebauliche Ent-wicklungskonzepte zu nennen.

Damit dies auch funktioniert, hat jede Kommune einen Stadt-Koordinator benannt, der die Ziele der Zukunftsinitiative in der jeweiligen Verwaltung umsetzt. Dr. Grün: „Bis Ende 2018 wollen wir einen Fahrplan mit den nächsten konkreten Meilensteinen für die Entwicklung und Umsetzung unserer Zukunftsstrategien in allen Kommunen erarbeiten“.

Außerdem tauscht man sich regelmäßig über Fachgrenzen hinweg aus – Architekten und Was-serwirtschaftler, Juristen, Ge-sundheitsexperten und Woh-nungswirtschaft sowie interes-sierte Bürger bringen ihr Wissen ein. „Zusammenarbeit von An-fang an“ ist das Motto – bevor es zum ersten Mal ans Erstellen von Plänen geht.

Ein Projekt sorgte dabei bereits für Aufsehen: Gründächer in den Innenstädten sollen helfen, dass die Bevölkerung auch in Hitzeperioden „kühlen Kopf bewahren“ kann. „Wir wollen erreichen, dass solche Begrünungsmaßnahmen nicht nur im Neubau, sondern auch bei Umbauten im Sied-lungsbestand realisiert werden“, so Beigeordneter Ludger Wilde aus Dortmund, „in Essen und Dortmund sind entsprechende Beschlüsse von den kommunalen Gremien bereits gefasst worden – damit sind wir auf dem Weg zu einer Vorzeigeregion für den Umgang mit dem Klimawandel“.

Und Wildes Essener Kollege Hans-Jürgen Best fügt hinzu: „Das Thema „Wasser“ ist aus dem kommunalen Planungsalltag nicht mehr wegzudenken. Es bietet ein sehr großes Potenzial, die Lebensqualität in unseren Städten zu verbessern. Das konnten wir z. B. im Essener Norden mit dem Vivawest-Quartier „Johanniskirchgärten“ zeigen, wo auf drei Hektar Fläche ein gewachsenes Wohngebiet aus den 1940er Jahren durch Modernisierung und Neubau ein besseres Wohnumfeld erhalten hat, auch das Kleinklima in der Siedlung hat sich positiv verändert. Dabei wurde außerdem so viel Fläche abgekoppelt, dass jetzt jährlich 12.000 Kubikmeter Wasser von der Kanalisation ferngehalten werden“.

15-Prozent-Ziel auf gutem Weg

Nach der Absichtserklärung aller Emscherstädte von 2014, an der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ mitzuwirken, haben inzwischen fast alle Kom-munen individuelle Kooperati-onserklärungen unterschrieben. Als letzte Kommunen folgen Mülheim an der Ruhr und Witten.

Ausgangspunkt der Initiative war die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“: Diese war 2005 angetreten mit dem ehrgeizigen Ziel, emschergebietsweit 15 Prozent der angeschlossenen Flächen von der Kanalisation abzukoppeln, damit Regenwasser so weit wie möglich versickern kann, anstatt Kanäle und Kläranlagen damit zu belasten. Willkommener Nebeneffekt: Auf diese Weise wird auch der natürliche Abfluss in den Gewässern gestärkt, welche die Emschergenossenschaft im Rahmen des Emscher-Umbau renaturiert.

Von diesem 15-Prozent-Ziel ist jetzt immerhin gut die Hälfte geschafft: Im Durchschnitt aller Emscherstädte wurden mittlerweile 7,8 Prozent der kanalisierten Flächen abgekoppelt – was einer riesigen Gesamtfläche von 21.500 Hektar (= 30.000 Fußballfelder) entspricht. Viele weitere Maßnahmen sind zudem im Bau oder in der Planung.

Besonders weit ist u. a. Herne: „Bei uns in Herne liegt die Ab-kopplungsquote mittlerweile bei 14,9 Prozent“, kann Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs be-richten, „natürlich wird die Stadt Herne an weiteren Projektanträgen arbeiten“.

Wasser und Stadt - zusammen

Die Emscherregion verändert sich nicht nur durch den Strukturwandel. Auch der demographische Wandel und der Klima-wandel verändern Zielrichtungen in der Siedlungsentwicklung und stellen die Region vor neue Herausforderungen. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine ele-mentare Aufgabe aller Planun-gen. Der Umgang mit dem Regenwasser als Bestandteil der integralen Wasserwirtschaft in Siedlungsgebieten ist ein Leitthema für nahezu alle Ziele. Wasserwirtschaft hat damit eine tragende Rolle in der Stadtgestaltung und Stadtentwicklung.

Die Vernetzung von Grünzügen und Wasserachsen, temperatur-regulierende Wasserflächen, dezentrale Puffer- und Speicherräume zum Rückhalt von Stark-regen, die Gestaltung von urba-ner Landschaft mit der Bewirtschaftung von Regenwasser sind elementare Bestandteile in der ökologischen Stadtentwicklung und der Anpassung und Minderung der Klimawandelfolgen.

Recklinghausen

„Ohne Wasser kann weder eine gute Stadtplanung und Stadtentwicklung stattfinden, noch nachhaltig Klimaschutz betrieben werden“, sagt Norbert Höving, Technischer Beigeordneter der Stadt Recklinghausen. „Wasserwirtschaft in der Stadtplanung wird auch in Recklinghausen immer wichtiger. Aktuell kann man das an zwei Projekten besonders gut erkennen: An der Trabrennbahn wird ein Wohngebiet entstehen, in dessen Zentrum ein See sein wird. Nachhaltig und zukunftsweisend sticht hier eine Kombination aus Wasserwirtschaft, energetischer Versorgung, Mobilität, Erhaltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt sowie aus einem Wohnflächenangebot und der Grünflächenversorgung hervor. Außerdem initiieren wir im Rahmen der Zukunftsinitiative ‚Wasser in der Stadt von morgen‘ im Bereich des Stadtgartens mit seinen unterschiedlichen Nutzungen und Anforderungen ein mehrdimensionales Projekt, in dem die Anpassung von Wasserwirtschaft und Stadtplanung an den Klimawandel und den demographischen Wandel besondere Beachtung finden. Durch die Regenwasserabkoppelung im Tierpark, an der Sternwarte und am Ruhrfestspielhaus werden wir viele Vorteile erzielen können.“

Quelle: Emschergenossenschaft

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