Umweltministerium schreibt PCB-Studie fort

Keine Grenzwertüberschreitungen in den saarländischen Flüssen – Ausnahme Rossel

Das Wort „PCB“ hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem Synonym für Ängste und Sorgen in der Bevölkerung entwickelt. Der Themenkreis wurde und wird auch im Zusammenhang mit dem Grubenwasserhaltungskonzept der RAG AG für das Saarrevier diskutiert. Die zu Grunde liegende Faktenlage ist eher diffus und gefühlt.


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„Wir müssen die Ängste und Bedenken der Bürger ernst nehmen, aber zugleich auch alle Daten und Fakten transparent machen und betrachten“, sagt Umweltminister Reinhold Jost. „Denn nur so ist eine zielgerichtete und sachgerechte Beurteilung des Sachverhaltes insgesamt möglich.“

Deshalb wurde Anfang Februar 2015 im Auftrag des Ministers die Arbeitsgruppe „PCB in saarländischen Gewässern“ reaktiviert. Ein wesentlicher Teil des Arbeitsauftrages bestand in der Überarbeitung und Fortschreibung eines Arbeitsberichtes des Landesamtes für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) zu den PCB-Belastungen von Schwebstoffen und Fischen in den saarländischen Fließgewässern.

Die Ergebnisse liegen vor, und die Fortschreibung bestätigt im Wesentlichen die Erkenntnisse von 2011:

  • PCB-Messungen werden an den vier Überblicksmessstellen nach der Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) sowie der Rossel im Monatsrhythmus durchgeführt.
  • An allen routinemäßig untersuchten Messstellen (nicht nur im Saarland) finden sich PCB-Belastungen (PCB ist heute ubiquitär verbreitet).
  • Der Grenzwert von 20 μg/kg für jede der sieben begrenzten Einzelverbindungen im Schwebstoff wird in den letzten 10 Jahren an allen im Mosel-Saar-Einzugsgebiet abgestimmten Überblicksmessstellen (Saar, Blies und Nied) durchgehend unterschritten.
  • Der Trend ist an allen fünf Messstellen fallend – gerade an den ehemals höher belasteten sogar sehr deutlich (das weltweite Verbot zeigt Wirkung).
  • Die Relevanz dieser PCB-Belastungen ist im Hinblick auf die Beurteilung des chemischen Zustands der Gewässer im Saarland relativ gering.
  • Nur in vier Gewässern wurden seit 2001 Überschreitungen der PCB-Grenzwerte dokumentiert:
  • An der Saar gab es in 2006 eine Grenzwertüberschreitung; ansonsten zeigt sich ein rückläufiger Trend
  • 2 kleine Gewässer – Fischbach und Sinnerbach – zeigen Grenzwertüberschreitungen (Grubenwassereinleitungen); aber hier ist ab 2021 die Einhaltung der Grenzwerte gemäß Bewirtschaftungsplan sicherzustellen
  • Ein grenzüberschreitendes Gewässer (Rossel) zeigt wieder Überschreitungen seit 2012 (2009-2011 keine Überschreitungen).

Zu den Grubenwassereinleitungen liegen folgende Erkenntnisse vor:

  • Die PCB-Konzentration des Grubenwassers findet sich im Wasser der durch Grubenwasser gespeisten kleinen Bäche wieder.
  • Grubenwasser verschiedener Grubengebäude weist bzgl. PCB ähnliche Frachten auf.
  • Vergleicht man hingegen das Grubenwasser mit dem der Saar, so stellt man einen signifikanten Unterschied der PCB-Frachten fest.
  • Die Feststellung, dass die aktuellen Grubenwassereinleitungen an der PCB-Belastung der Saar nur einen untergeordneten Anteil darstellen (in 2011 wurde dieser auf ca. 1% geschätzt) wird durch die vorgenannten Feststellungen bestätigt.

Trotzdem kann keine generelle Entwarnung gegeben werden, da die Belastung in den Saarfischen die voraussichtlich ab 2016 geltenden Biota-Grenzwerte überschreiten werden. Nicht zuletzt deshalb wurde der Auftrag an die Arbeitsgruppe nicht auf die Dokumentation und Auswertung der bestehenden Gewässerbelastung mit PCB beschränkt, sondern erweitert. Neben einer neuen Messkampagne zu PCB in den Gewässern (an der Rossel grenzüberschreitend) und Einleitungen von Grubenwasser ab 2016, die auch als Beweissicherung dienen soll, wurden weitere Untersuchungen zu PCB-Potentialen im Saarland initiiert. Es sollen neben dem Bergbau auch sonstige Einsatzbereiche von PCB-haltigen Produkten im Saarland erfasst werden. Mit der Durchführung dieser Untersuchungen, die unter den Schlagwort „PCB-Kataster“ zusammengefasst sind, wurde ebenfalls das LUA beauftragt.

Hintergrund:

Polychlorierte Biphenyle (PCB):

PCB sind chlorierte Kohlenwasserstoffe, die in der Natur nicht vorkommen. Sie liegen meist in Mischungen von 70 bis 100 (von 209 möglichen) Verbindungen (Kongenere) vor (etwa 10 machen die Hauptmenge aus).

PCB gehören zu den als „Dreckiges Dutzend“ (englisch: „dirty dozen“) bekannten zwölf Giftstoffen, die durch die POP-Konvention bzw. das Stockholmer Übereinkommen vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden. Das UN-Abkommen trat mit der Unterzeichnung Frankreichs am 17. Mai 2004 in Kraft.

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