Wassernotstand im Supermarkt

Der Lebensmitteleinzelhandel und sein Umgang mit einer knapper werdenden Ressource

Anlässlich der World Water Week in Stockholm hat der WWF untersucht, wie deutsche Supermärkte mit ihrer Verantwortung für Süßwasser umgehen. Fakt ist, dass die Branche vor allem durch ihre landwirtschaftlichen Produkte Wasserrisiken stärker ausgesetzt ist als jede andere.


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Deutsche Bauern erwarten aufgrund des diesjährigen Hitzesommers massive Ernteeinbußen. Im weltweiten Durchschnitt ist die Landwirtschaft mit 70 Prozent der mit Abstand größte Wassernutzer. Das Ergebnis der Umfrage: Verständnis und Wissen fehlen allerdings noch bei den allermeisten. In der Regel kennen die Supermärkte die Wasserrisiken ihrer Produkte kaum. Sie wählen Produktzertifizierungen nicht nach nachhaltigen Wasserkriterien aus. Und auch Branchenorganisationen fassen das Thema noch nicht an.

Sauberes Süßwasser ist weltweit knapp und der Bedarf steigt. Daher sind die Supermärkte durch ihre Nachfrage auch Treiber von Wasserknappheit, -verschmutzung und den damit verbundenen Konflikten in den Anbaugebieten.

„Wasser wird zunehmend zum Wirtschaftsrisiko. In den Obst- und Gemüseabteilungen deutscher Supermärkte stammt die Ware oft aus trockenen Regionen mit künstlicher Bewässerung. Und auch andere Lebensmittel sind durstig. Doch in den Chefetagen der deutschen Supermarktketten wird das Thema bislang noch ausgeklammert. Dabei trägt der Lebensmitteleinzelhandel eine große Verantwortung – seine Einkaufsentscheidungen beeinflussen die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser in den weltweiten Anbaugebieten. Und Wasserknappheit andernorts hat wiederum Einfluss auf Preis, verfügbare Mengen und Qualität unserer Supermarktprodukte“, fasst Johannes Schmiester, Süßwasser-Experte vom WWF Deutschland die Ergebnisse einer Umfrage im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zusammen.

Befragt wurden neben den klassischen Vollsortimentern auch Discounter, Bio- und Online-Händler bezogen auf ihre Obst- und Gemüselieferkette. Von 17 angefragten Unternehmen haben zehn geantwortet.

Jeder im LEH umgesetzte Euro hat einen Wasserfußabdruck von rund 47 Liter. Doch der Handel bezieht Wassernutzung im Anbau und die daraus entstehenden Probleme kaum in Strategien und Einkaufprozesse ein. Beispiele dafür wären zusätzliche Anforderungen an Produzenten mit hohen Wasserrisiken oder der Verzicht auf Ware aus trockensten Regionen . Dazu fehlt häufig das Verständnis, dass Wassernutzung und Verschmutzung über den einzelnen Betrieb hinaus betrachten werden müssen und wer alles in der Region auf- und abwärts eines Flusses auf Wasser angewiesen ist. Wo das Wissen besteht, wird daraus kaum strategisches Handeln abgeleitet, also etwa Einkaufsanforderungen anzupassen, Zertifizierungen anzufragen, sich mit den Produzenten in den betroffenen Flussgebieten zu engagieren, Konsumenten aufzuklären und Transparenz herzustellen. Diese Lücken bestehen sowohl in einzelnen Unternehmen als auch im deutschen LEH als Branche, der keine Positionen und Maßnahmen zur Reduzierung der Wasserrisiken vorlegen kann.

Der WWF fordert von Unternehmen:

  • Ein Risikobewusstsein zu entwickeln – für Wasserknappheit bis hin zu Dürren, Überflutungen, Verschmutzung, ungerechter Verteilung, Korruption und möglichen Reputationsverlusten.
  • Süßwasser strategisch im Unternehmen zu verankern, um das Wasserrisiko zu mindern und ambitionierte Ziele zu setzen
    Sich gemeinsam mit Produzenten in den betroffenen Flussgebieten für ein nachhaltigeres Wassermanagement einzusetzen
  • Das Thema auf die Agenda bei Branchenverbänden zu setzen, gemeinsame Forderungen an die Politik zu senden, um beispielsweise Zertifizierungssysteme wie den EU Bio Standard zu verbessern, der aktuell kaum Wasserkriterien beinhaltet oder auch als Branche gemeinsam in wichtigen Erzeugerregionen tätig zu werden
  • Die Auswirkungen von Lebensmittelproduktion auf Süßwasserressourcen in der Öffentlichkeit als Thema bekannter zu machen und den Konsumenten mit ausreichend Informationen zu versorgen.
WWF Deutschland direkter Link zum Artikel