Wasserschutz rund um die Uhr

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Wasserschutz rund um die Uhr

Notrufdienst der Unteren Wasser- und Bodenschutzbehörde hat sich bewährt

Donnerstag, kurz nach 6 Uhr. Das Handy klingelt, die Rettungsleitstelle meldet sich beim Bereitschaftsdienst der unteren Wasserbehörde: „Wir haben ein Schadensereignis mit ausgetretenen wasser- und umweltgefährdenden Stoffen. Auf einem Parkplatz an der Autobahn A 61 steht ein Gefahrgut-Laster, der seine Ladung verliert. Die Feuerwehr hat die Einsatzstelle abgesichert und mit den ersten Maßnahmen begonnen, um den Stoffaustritt zu minimieren.


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Der Parkplatz verfügt über eine Regenwasserkanalisation, die das Wasser in den nächsten Bach leitet. Nun laufen auch die Gefahrstoffe in diesen Kanal und bedrohen das Gewässer. Die Ladung besteht aus Ethanolamin, einem wassergefährdenden Stoff. Bitte kommen Sie raus, um weitere Maßnahmen festzulegen.“

So oder so ähnlich könnte eine der bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz eingehenden Meldungen bei Schadensereignissen mit wassergefährdenden Stoffen lauten. Für Helmut Lieder, Reiner Oster, Jürgen Sattler, Martin Schmitt und Ewald Schröder ist die Nacht zu Ende oder das Wochenende unterbrochen: Einer der fünf hat immer Rufbereitschaft.

„Im gewerblichen und privaten Bereich ereignen sich immer wieder Schadensereignisse, die im Einzelfall erhebliche Umweltschäden verursachen können. Auf unseren Straßen wird täglich eine Vielzahl von Gefahrstoffen (z.B. Kraftstoffe und Heizöl) transportiert, die in der Industrie benötigt werden. Diese bergen Gefahren für unsere Böden und Gewässer“, erklärt Tanja Stromberg, Referatsleiterin Naturschutz und Wasserwirtschaft. Die größten Stoffmengen werden bei Unfällen mit Straßenfahrzeugen und Lageranlagen freigesetzt: „Meist sind es Mineralölprodukte, die den Boden, das Kanalnetz, die Kläranlage oder das Gewässer verunreinigen können.“

Aufgrund des sehr hohen Verkehrsaufkommens insbesondere auf der A 61, aber auch der A 48, im Zuständigkeitsbereich des Kreises treten immer wieder Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen auf. „Insbesondere der Schwerlastverkehr bereitet uns Kopfzerbrechen“, erklärt Ewald Schröder.

Zum Schutz des Grundwassers, der oberirdischen Gewässer, der Trinkwasserversorgung und zur Abwehr aller damit für die Allgemeinheit verbundenen Gefahren hat sich gezeigt, dass rasche Gegenmaßnahmen am wirksamsten sind. Daher unterhält die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz bereits seit 1988 einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst für Schadensereignisse mit Gefahrstoffen. 40 bis 60 größere Einsätze haben die Kreismitarbeiter jedes Jahr zu bearbeiten, an Wochenenden oder in der Nacht.

In der Regel werden durch die Einsatzkräfte der Polizei und der Feuerwehr in Abstimmung mit Mitarbeitern der Autobahnmeistereien aufgrund deren Zuständigkeit für Autobahnen Sofortmaßnahmen ergriffen: „Die Unfallstelle wird gesperrt, der Verkehr gewarnt und umgeleitet. Schnelles Handeln ist gefragt, wenn ein weiteres Auslaufen oder gar Versickern der wassergefährdenden Flüssigkeiten verhindert werden soll. Lecks in den Behältern müssen abgedichtet, Kanaleinläufe geschlossen, bereits ausgetretene Stoffe abgeschöpft und gebunden werden“, erläutert Martin Schmitt. „Nicht selten ereignen sich die Schadensfälle im Bereich von Autobahnparkplätzen, sodass zunächst recherchiert werden muss, wo die Regenwasserkanäle hinführen. Entsprechende Abwasserpläne werden daher vorgehalten. Auf dieser Grundlage können dann gemeinsam mit den Feuerwehren die Kanalisation an geeigneter Stelle abgesperrt und die Gefahrstoffe vor der Einleitung in ein Gewässer zurückhalten werden.“

Zum Job der fünf Mitarbeiter des Kreishauses, die sich den Bereitschaftsdienst nach Dienstschluss im wöchentlichen Wechsel teilen, gehört zum Beispiel das Anordnen eines Bodenaustauschs oder die Nutzungsuntersagung von Industrieanlagen. Sie überwachen den Aushub von verunreinigtem Erdreich, wenn die versickerten Stoffe das Grundwasser gefährden könnten. Manchmal ist es erforderlich, Grundwasserbeobachtungsstellen einzurichten oder verunreinigtes Grundwasser abzupumpen. „Dann wird oft ein Gutachter hinzugezogen. Das kann schon mal mehrere Stunden oder einen ganzen Tag dauern“, ergänzt Reiner Oster.

Im Jahr 2015 bewältigten die Mitarbeiter 43 Einsätze, bei denen ca. 20.600 Liter Gefahrstoffe ausgetreten sind. Durch das rasche und umsichtige Eingreifen der Feuerwehr wird in der Regel ein Großteil der freigesetzten wassergefährdenden Stoffe wieder gewonnen.

Dadurch ist das Ausmaß der Schäden für Mensch und Umwelt zu beschränken – gerade auch durch die Abstimmung und schnelle Vor-Ort-Präsenz der Mitarbeiter der unteren Wasserbehörde im Rahmen der Rufbereitschaft.

„Der schnelle Überblick und Einsatz ist entscheidend, um weitreichende Gefahren für die Allgemeinheit abzuwehren. Um unverzüglich Gegenmaßnahmen einzuleiten, hat die untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung einen Alarmplan erarbeitet. Dieser Alarmplan regelt die notwendigen Maßnahmen in unterschiedlichsten Szenarien: Hierunter fallen sowohl Undichtigkeiten an privaten Heizölanlagen als auch bei Unfällen im Straßenverkehr mit auslaufenden Betriebsstoffen. Durch den Einsatz des Bereitschaftsdienstes in Abstimmung mit den Einsatzkräften wurde in der Vergangenheit ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Grundwassers, der oberirdischen Gewässer und der Ökosysteme sowie der Trinkwasserversorgung geleistet. Auch wenn der nächtliche Bereitschaftsdienst und die Rufbereitschaft am Wochenende für die Kollegen eine zusätzliche Belastung darstellt, aus Sicht der Umwelt hat er sich mehr als bewährt“, so Stromberg.

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