Verantwortung übernehmen

Verantwortung delegieren Vom Azubi zum Geschäftsführer: Gisbert Büttners Zeit bei den Hertener Stadtwerken

In 49 Jahren bei den Hertener Stadtwerken hat Gisbert Büttner alle Stufen der Karriereleiter erklommen: Er startete 1965 als Auszubildender, wurde später Abteilungs- und Hauptabteilungsleiter, dann Prokurist. Von 2004 bis zu seinem Ruhestand 2013 war er Geschäftsführer.


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„Eine breite Basis im Bereich der Geschäftsfelder ist eine gute Ausgangsposition für die Zukunft der Stadtwerke“, meint er.

Als Gisbert Büttner als Handelsschul-Absolvent bei den Stadtwerken in die Lehre ging, war das Unternehmen noch ein anderes. „Bis 1990 waren wir ja Eigenbetrieb der Stadt Herten und damit eine Behörde“, erklärt er. Für einige Monate – bis zum Umzug ins Rathaus - debütierte der frisch gebackene Azubi im Büro an der Jakobstraße. „Ich bekam schnell die Schlüsselgewalt, weil ich nur ein paar hundert Meter weg wohnte“, erinnert er sich. „Das Vertrauen hat mir zwar geschmeichelt. Aber ich musste immer pünktlich um viertel nach sieben aufschließen. Sonst gab es Ärger mit den Kollegen.“

Wie sein Schulkollege Peter Haas, ehemaliger Vertriebsleiter der Hertener Stadtwerke, war Gisbert Büttner ein beliebter Lehrling. „Von den Vorgesetzten selbst kam eigentlich nie Anerkennung“, sagt der gelernte Bürokaufmann. „Aber einmal haben wir ein dickes Lob aus dem Vorzimmer der Werksleitung bekommen. Da waren wir mächtig stolz.“ Gisbert Büttner blieb nach der Ausbildung natürlich im Unternehmen.

Er kam erst mal in die Buchhaltung. Und bekam vom damaligen Werksleiter einen Rat: „Wenn du weiter kommen willst, musst du Betriebswirtschaft studieren“, sagte Artur Porr zu ihm. Gesagt, getan: Dreieinhalb Jahre lang studierte Gisbert Büttner berufsbegleitend. Mit Erfolg: Nach dem Abschluss baute er die neue Abteilung Revision auf. Und machte seinen Ausbilderschein. „Da war ich mit Dreißig für die Achtzehnjährigen zuständig“, erklärt Gisbert Büttner. Ein paar Jahre später waren ihm als Hauptabteilungsleiter neben dieser Abteilung auch das Personalwesen, der Einkauf und die Buchhaltung unterstellt. „Das war anfangs etwas merkwürdig“, weiß Gisbert Büttner noch. „Schließlich war ich so teilweise der Vorgesetzte von Kollegen, bei denen ich meine Ausbildung gemacht habe. Aber wir sind alle professionell damit umgegangen.“

Als aus den Stadtwerken 1991 eine GmbH wurde, folgte der nächste Karriereschritt: Gisbert Büttner wurde Prokurist. Und wollte 2000 auch Nachfolger von Artur Porr werden. „Wer seinen Hut nicht in den Ring wirft, darf sich hinterher auch nicht beschweren“, findet er. Gleichzeitig bewarb sich auch Heinrich Kuhlmann, damals Bereichsleiter Markt bei den Stadtwerken. „Unsere Bewerbungen haben sich quasi neutralisiert“, erläutert Gisbert Büttner, „deshalb wurde der Posten extern besetzt.“ Marlies Mathenia blieb bis 2004. Sie schlug als Nachfolger Gisbert Büttner vor. Der damalige Bürgermeister Klaus Bechtel stimmte zu. Und der Vorgeschlagene selbst natürlich auch. Nach fast zehn Jahren in der Geschäftsführer-Position sagt er heute: „Trotz allen Stresses war das ein toller Job.“

Als Geschäftsführer holte Gisbert Büttner sich zunächst Beratung von außen. In die Gespräche bezog er nach und nach auch die Stadtwerke-Bereichsleiter ein. „Aus dieser Runde kam die Initiative, gemeinsam mit den Mitarbeitern Ziele für das Unternehmen zu entwickeln“: 24 solcher Ziele gibt es für alle Bereiche der Hertener Stadtwerke. „Verantwortung zu delegieren und so alle Mitarbeiter mit ins Boot zu holen war für mich ein wichtiger strategischer Schritt“, erklärt der Betriebswirt. „Jeder sollte das Gefühl haben, ich habe Verantwortung, ich kann mitentscheiden.“ Zu einer solchen Ausrichtung gehört auch die gute Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat – erst unter der Leitung von Schulfreund Peter Haas, dann unter Robert Cornelius. „Richtig gestritten haben wir uns eigentlich nie“, sagt Gisbert Büttner. „Ich meine, wir haben immer gute Lösungen für beide Seiten gefunden.“

Weitere wichtige Meilensteine in seiner Zeit als Geschäftsführer sieht er in der Entwicklung der Stadtwerke „vom reinen Abrechnungsbetrieb zum kundenorientieren Unternehmen“ und in der Entwicklung vom reinen Vertriebs- hin zum Energieerzeugungs-Stadtwerk. „Die Beteiligungen am Gasspeicher in Epe, am Gas- und Dampfkraftwerk Hamm-Uentrop und am Windpark Borkum West waren wichtige Schritte“, resümiert er, „auch wenn solche Investitionsentscheidungen nicht immer leicht gefallen sind. Aber der Aufsichtsrat hat mir da immer sehr viel Vertrauen entgegen gebracht.“ Die enge Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern Stadt Herten sieht Gisbert Büttner als großen Vorteil an. „Wir haben uns strategisch auf den Eigner ausgerichtet“, so beschreibt er es. In Abstimmung mit der Stadt haben die Stadtwerke 2007 mit der Vermarktung von Grundstücken begonnen, im Hertener Klimakonzept 2020+ arbeiten Verwaltung und Stadtwerke eng zusammen. „Andere Stadtwerke haben das nicht getan“, weiß Gisbert Büttner.

Wie sich die Stadtwerke zukünftig weiter entwickeln, wird der ehemalige Geschäftsführer als Hertener interessiert verfolgen. Ihn selbst zieht jetzt nichts mehr an seinen alten Schreibtisch zurück. Zwar hat es eine Weile gedauert, bis der Ruhestand wirklich in seinem Leben angekommen war. „Aber nach drei Monaten konnte ich es richtig genießen“, sagt Gisbert Büttner. „Da habe ich mir gedacht: Mensch, du hast 49 Jahre lang gearbeitet. Jetzt ist doch auch mal gut.“

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