Energiebericht 2014: Primärenergieverbrauch um 2,1 Prozent gesunken

Anteil erneuerbarer Energieträger 2012 bei 12,0 Prozent

Der Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg ist im Jahr 2012 nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes um 2,1 Prozent auf 1 404,3 Petajoule gesunken. »Im Vergleich zur Berichterstattung des letzten Energieberichts mit Zahlen aus den Jahren 2009 und 2010 hat sich die Zusammensetzung des Energiemix leicht verändert«, stellte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner zusammenfassend fest.


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Hervorzuheben ist der Rückgang der Kernenergie, deren Anteil am Primärenergieverbrauch sich von 24,3 Prozent in 2009 auf nur noch 17,0 Prozent in 2012 reduzierte. Entgegengesetzt verlief die Entwicklung der erneuerbaren Energieträger. Deren Anteil erhöhte sich von 10,5 Prozent im Jahr 2010 auf 12,0 Prozent im Jahr 2012. Der Anteil der Steinkohle lag 2012 bei 11,7 Prozent und ist damit gegenüber den Vorjahren wieder leicht gestiegen. Die Mineralöle hatten 2012 einen Anteil von geschätzten 36,1 Prozent.

»Mit der Energiewende müssen wir unser Energieversorgungssystem und seine Infrastruktur grundlegend umbauen. Um dabei Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit unserer Energieversorgung gewährleisten zu können, brauchen wir eine solide, verlässliche Datenbasis. Die amtliche Statistik stellt hierfür eine wertvolle Informationsquelle dar«, so Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller.

Viele Energieträger lassen sich in der Form, in der sie als Primärenergie erfasst werden, nicht vom Endverbraucher verwenden, sondern müssen in eine nutzbare Form umgewandelt werden. Beispielsweise werden Benzin und Heizöl in Raffinerien aus Rohöl hergestellt, Steinkohle oder Biogas werden in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Nach Berücksichtigung von Verbrauch und Verlusten bei diesen Umwandlungen sowie dem nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, zum Beispiel als Rohstoff für die Herstellung von Kunststoff, verbleiben in Baden-Württemberg im Jahr 2012 insgesamt 1 017,4 Petajoule für den Endenergieverbrauch. Dies entspricht noch rund 72 Prozent der Primärenergie (siehe Energieflussbild). Gegenüber dem Vorjahr ist der Endenergieverbrauch 2012 um 0,9 Prozent zurückgegangen. Knapp die Hälfte der Endenergie verbrauchten die privaten Haushalte und die sonstigen Kleinverbraucher (47,9 Prozent). Die Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe, im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden hatten einen Anteil von 21,6 Prozent am Endenergieverbrauch, die restlichen 30,5 Prozent entfielen auf den Verkehrssektor.

Gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität und Energieeffizienz des Bruttostromverbrauchs gestiegen

Die Energieproduktivität im Jahr 2012 – gemessen in Euro je Gigajoule – lag in Baden-Württemberg bei 277 gegenüber 197 im Bundesdurchschnitt. Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität gilt als Maßstab für die Effizienz einer Volkswirtschaft im Umgang mit den Energieressourcen. Sie gibt an, wie viele Einheiten des Bruttoinlandsproduktes jeweils mit einer Einheit Primärenergie erwirtschaftet werden. Im Jahr 2012 stieg das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt in Baden-Württemberg gegenüber dem Vorjahr leicht an. Demgegenüber stand ein Verbrauchsrückgang der Primärenergie in Höhe von 2,1 Prozent. Folglich stieg 2012 die Energieproduktivität Baden-Württembergs an – und zwar um 3,9 auf insgesamt 143,1 Indexpunkte (1991 =100). Hier ist darauf hinzuweisen, dass der sukzessive Ausstieg aus der Kernenergie allmählich zu einem Rückgang des Primärenergieverbrauchs und so auch automatisch zu einer Verbesserung der Energieeffizienz führt, wenn die Kernenergie durch Energieträger mit höherem Wirkungsgrad ersetzt wird (siehe Erläuterungen). Wie hoch dieser Effekt in Baden-Württemberg für das Jahr 2012 ausfällt kann nicht genau ermittelt werden. Wäre die Kernenergie auf Vorjahresniveau geblieben und nicht durch andere Energieträger ersetzt worden, hätte der Primärenergieverbrauch 2012 maximal 2 Prozent höher gelegen als jetzt ausgewiesen.

Der Bruttostromverbrauch betrug im Jahr 2012 in Baden-Württemberg 75,8 Terawattstunden (TWh) und war damit etwas niedriger als im Vorjahr (−1 Prozent). Deutlich gestiegen ist der Anteil der erneuerbaren Energieträger. Er entwickelte sich von 14,0 Prozent im Jahr 2010 auf 15,5 Prozent im Jahr 2011 und erreichte 2012 schließlich 18,3 Prozent. Die Produktivität des Bruttostromverbrauchs (Bruttoinlandsprodukt je Einheit Bruttostromverbrauch) lag 2012 um 1,8 Indexpunkte höher als im Vorjahr. Seit 1991 (Index = 100) ist eine Steigerung um 12 Indexpunkte zu verzeichnen. Gut drei Viertel (76,6 Prozent) des verbrauchten Stroms wurden im Land selbst erzeugt. Die übrigen 23,4 Prozent wurden per Saldo von anderen Bundesländern und dem Ausland eingeführt. 2011 war dieser Anteil mit 22,1 Prozent noch etwas niedriger. 36,6 Prozent des Stroms wurden durch die Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe, im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden verbraucht. Gegenüber 2011 sank der Stromverbrauch in diesem Sektor um 3,4 Prozent. Der Verbrauch der Haushaltskunden entsprach 22,7 Prozent des Gesamtbruttostromverbrauchs und ging 2012 gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozent zurück.

Erläuterungen zu den Effekten des Kernenergieausstiegs

Wird der bisher aus Kernenergie erzeugte Strom durch andere Energieträger oder durch Strombezüge ersetzt, entstehen bei der Primärenergie Mehr- oder Minderverbräuche infolge anderer Wirkungsgrade. Dieser Effekt ergibt sich aufgrund internationaler Konventionen (u.a. Internationale Energieagentur [IEA], Statistisches Amt der Europäischen Union [Eurostat]) für die Energiebilanzierung von Energieträgern ohne natürlichen Heizwert nach der Wirkungsgradmethode. Während für die Kernenergie ein Wirkungsgrad von 33 Prozent festgelegt ist, geht die Stromerzeugung aus Windkraft, Wasserkraft oder Photovoltaik in die Primärenergiebilanz in Höhe ihrer Erzeugung ein (Wirkungsgrad 100 Prozent). Ein Beispiel: Würde der 2010 in baden-württembergischen Kernkraftwerken erzeugte Strom vollständig durch Strom aus Wasserkraft, Photovoltaik, Windkraft und/oder Strombezüge ersetzt, wäre der Primärenergieverbrauch 2010 etwa 15 Prozent niedriger ausgefallen. Wäre der Ersatz allein durch Erdgas- oder Kohlekraftwerke erfolgt, hätte sich der Wert um 10 Prozent bzw. 6 Prozent reduziert. Für Erdgaskraftwerke wurde in diesem Beispiel pauschal ein Wirkungsgrad von 60 Prozent, für Kohlekraftwerke von 45 Prozent zugrunde gelegt.

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg direkter Link zum Artikel