Dem Verlust biologischer Vielfalt mit zertifizierten Naturschutzprojekten vor Ort entgegenwirken

Deutsche Umwelthilfe und ZALF stellen zwei Pilotflächen in Brandenburg vor

Eine intakte Natur und ihre Leistungen wie frische Luft oder sauberes Wasser sind Grundlagen unseres Wohlergehens und Wirtschaftens. Dennoch wird die Natur durch immer intensivere und flächenbeanspruchende Nutzungen gefährdet.


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Dem stellt sich die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit dem Forschungs- und Umsetzungsprojekt „AgoraNatura“ gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., der Universität Greifswald und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege entgegen. Ziel ist es, durch zertifizierte Naturschutzprojekte den Erhalt der biologischen Vielfalt zu fördern und die Leistungen der Natur zu schützen. Dazu werden Vereine, Landwirtinnen und Landwirte mit Unternehmen und Privatpersonen vernetzt. Das Projekt wird im Rahmen der gemeinsamen Förderinitiative von BMBF und BMU „Forschung zur Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie“ (F&U NBS) und im BMU durch das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ gefördert.

„Mit AgoraNatura setzen wir lokal vor Ort an, um auf landwirtschaftlichen Flächen den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Leistungen der Natur zu fördern. Zertifizierte Naturschutzprojekte sind ein Hebel, um konkret und transparent Natur zu erhalten und die positiven Effekte mitzuverfolgen. Wir freuen uns, dass die ersten Flächen bereits finanziert werden und Unternehmen einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt AgoraNatura Projektleiterin Bettina Matzdorf vom ZALF.

Zwei Pilotflächen gedeihen in Wittbrietzen und Ferbitz bei Potsdam. Die DUH und das ZALF besichtigten die Flächen gemeinsam mit den Projektanbietenden, dem Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung und dem Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft, auf einer Entdeckertour am 18. Juni. Das finanziell unterstützende Unternehmen WERKHAUS Design + Produktion GmbH erhielt vor Ort ein Zertifikat für sein Engagement.

In Wittbrietzen setzt Landwirt Mattias Schmidt das Projekt „Amphibienschutz am Kleingewässer Großer Mörtel“ um. Vor Ort trägt ein 20 Meter breiter Gewässerrandstreifen zum Amphibienschutz bei. Der Vorteil: Die Fläche wird ganz ohne Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln gepflegt. Mattias Schmidt sagt: „Landwirtschaft trägt auch Verantwortung, die Artenvielfalt und Umwelt zu schützen bzw. zu erhalten. Es ist gut, dass AgoraNatura hilft, Landwirte und Investoren zusammenzubringen und die Finanzierung solcher Naturschutzprojekte zu ermöglichen.“

In Ferbitz engagiert sich Landwirt Helmut Querhammer für die Projektfläche „Artenreiches Grünland in der Döberitzer Heide“. Durch das Projekt können auf der aktuell extensiv genutzten Grünlandfläche auch in den kommenden Jahren ohne die Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln gefährdete Grünlandpflanzen geschützt werden. Ein Highlight der Fläche sind die Orchideen, die dort blühen, sowie das Vorkommen von Kranich, Kiebitz und Bekassine. Für die Beratung des Landwirts und die Umsetzung des Projektes ist Jan Bornholdt vom Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft verantwortlich: „Durch AgoraNatura können wir unseren Mitgliedsbetrieben eine finanzielle Perspektive für die naturnahe und Vielfalt fördernde Bewirtschaftung ihrer Flächen bieten. Projekte werden in der Regel für die Dauer von fünf Jahren finanziert. Der gesellschaftliche Wille zur Förderung der Biodiversität und ihr Nutzen kommen für die Bewirtschaftenden durch die Investitionen von Unternehmen oder Privatpersonen zum Ausdruck“, so Bornholdt.

Die Geschäftsführerin Eva Danneberg vom Unternehmen WERKHAUS Design + Produktion GmbH war bei der Besichtigung beider Standorte mit dabei und nahm das Zertifikat entgegen: „Unsere Verantwortung als Unternehmen mit nachhaltigem Anspruch liegt darin, zum Schutz von Ressourcen und Landschaften in unserer Region beizutragen und nicht auf irgendwelche Projekte zurückzugreifen, die in weiter Ferne liegen und nicht verfolgbar und überprüfbar sind. Daher freuen wir uns, die AgoraNatura-Flächen und Landwirte sowie Landwirtinnen unterstützen zu können“, sagt Danneberg.

Die Naturschutzprojekte werden vorab nach den Kriterien des neuen, unabhängigen Naturplus-Standards zertifiziert. Dieser legt Qualitätskriterien fest, deren Einhaltung von externen Fachleuten für jedes einzelne Projekt überprüft wird. Außerdem werden die positiven Effekte des Projekts transparent gemacht. Die wissenschaftlich fundierten Wirkungen für die Pflanzenvielfalt, Tiervielfalt und genetische Vielfalt sowie die Wasserleistung, Klimaleistung und Bestäubungsleistung des Projekts vermittelt ein leicht verständliches Blütendiagramm. Den finanziell unterstützenden Unternehmen und Privatpersonen ist so die Sicherheit gegeben, dass ihr Geld sinnvoll investiert wird und dass sie die Naturschutzwirkung ihrer Beteiligung konkret nachweisen können.

In dem Projekt „AgoraNatura“ arbeiten DUH, ZALF, Universität Greifswald und der Deutsche Verband für Landschaftspflege aktuell an der Entwicklung des AgoraNatura Online-Marktplatzes. Dieser soll es Vereinen, Landwirtinnen und Landwirten, Unternehmen und Privatpersonen zukünftig erleichtern, zusammenzufinden und sich gezielt und wirkungsorientiert für Naturschutzprojekte vor Ort zu engagieren.

Ab Oktober 2019 können Vereine sowie Landwirte und Landwirtinnen auf dem Online-Marktplatz ihre zertifizierten Projekte anbieten. Unternehmen sowie Privatpersonen können sich an der Finanzierung der Umsetzung beteiligen und erhalten ein Zertifikat für ihre Naturschutzinvestition. „Wir sind derzeit auf der Suche nach weiteren Pionierunternehmen, die vorangehen und gemeinsam Quadratmeter für Quadratmeter die Artenvielfalt und die Leistungsfähigkeit der Natur erhalten, verbessern und erleben wollen,“ sagt AgoraNatura Mitarbeiterin Anika Winkelhöfer von der DUH. Marlen Krause, AgoraNatura Mitarbeiterin vom ZALF ergänzt: „Im Rahmen des Projektes erforschen wir, wie Unternehmen bei ihrem Engagement für den Naturschutz besser unterstützt werden können. Wir möchten Bedürfnisse und relevante Einflussfaktoren identifizieren und das Angebot bei AgoraNatura entsprechend gestalten.“

Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) direkter Link zum Artikel