NABU zum Zukunftsdialog Wald: Nur Holz ist zu wenig 

Krüger: Ohne neue Wirtschaftsperspektive für den Wald droht Kollaps 

Der Zustand deutscher Wälder ist durch falsche Bewirtschaftung und die immer deutlicher zu Tage tretenden Folgen der Klimakrise historisch schlecht.


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Den Wäldern wird derzeit so viel Holz wie nie zuvor entnommen. Und der Druck steigt: Immer mehr Industrien melden Bedarf an Waldholz an. Im Angesicht dieser Zielkonflikte startet am 4. Juli der Zukunftsdialog Wald des Bundeslandwirtschaftsministeriums unter Cem Özdemir in enger Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium unter Steffi Lemke.

Über 50 Verbände der Forst- und Holzwirtschaft, der Jagd, der Erholung und des Sports und des Umwelt- und Naturschutzes sind dazu aufgerufen ihre Perspektiven einzubringen. Darauf basierend soll die im Koalitionsvertrag vereinbarte Neugestaltung der Waldpolitik mit neuem Bundeswaldgesetz und neuer Bundeswaldstrategie umgesetzt werden.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger sagt dazu: “Aktuell verharren wir beim Wald mehr oder weniger bei der Frage nach der wirtschaftlichen Nutzung von Holz. Der Koalitionsvertrag verspricht zwar die dringend notwendige Honorierung der Waldwirtschaft für gesunde Waldökosysteme und Ökosystemleistungen des Waldes. Mit den jetzt bekannt gewordenen Fördermaßnahmen wird die Abhängigkeit der Forstwirtschaft von der Holzproduktion jedoch nicht durchbrochen und auch die durch den EU Green Deal übersetzten Ziele des Pariser Abkommens sind so nicht erreichbar. Der Gesetzgeber ist deshalb gefordert eine verbreiterte Wertschöpfungskette für natürlichen Klimaschutz, Artenvielfalt und Ökosystemleistungen des Waldes zu ermöglichen. Passiert das nicht, droht schon bald der Kollaps des wichtigen Ökosystems Wald.” 

Hintergrund: 

Mit neuen Förderinstrumenten sollen nach dem Wunsch der Politik ökologische, gesunde und produktive Wälder der Zukunft gestaltet werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium erhöht dafür den finanziellen Rahmen  und legt im Vorfeld des Zukunftsdialogs einen Entwurf  zur Honorierung von Ökosystemleistungen vor. So sind im Jahr 2022 noch 200 Millionen Euro und 700 Millionen Euro für die Jahre 2023 bis 2025 vorgesehen. Die im Entwurf vorgesehene Ausgestaltung der Förderinstrumente wird allerdings den Herausforderungen der Zukunft und den Zielen der Regierung zum Schutz des Klimas und der Biodiversität aus Sicht des NABU noch nicht gerecht.

Es droht eine halbherzige Honorierung für Privatwaldbesitzende, die ihren Wald nicht mehr für die Holzproduktion, sondern für intensive Bereitstellung von Ökosystemleistungen wie Klimaschutz, kühle Luft, Sauberes Wasser und Erosionsschutz nutzen wollen. Da muss nachgeschärft werden, um teure, aber ineffiziente Förderkulissen zu vermeiden. Auch fehlt eine langfristige Absicherung der Renaturierungserfolge über die vorgesehene zwanzigjährige vertragliche Bindungsdauer hinaus.

Der NABU fordert deshalb: 

  • Deutlich höhere neue gesetzliche Mindeststandards für eine ökologischere Waldbewirtschaftung unter besonderer Berücksichtigung des Waldumbaus und der Naturverjüngung 
  • Kriterien zur Inanspruchnahme der neuen Förderlinie für Ökowaldbau müssen deutlich nachgeschärft werden, um die Wirksamkeit zu erhöhen 
  • Kohärenz der Förderinstrumente zueinander sowie zu den politischen Zielen (Paris, LULUCF, EU Green Deal mit EU-Biodiversitätsstrategie und EU-Waldstrategie) 
  • Mitnahmeeffekte und nicht intendierte schädliche Wirkung verhindern 
  • Angekündigte Programme des BMEL und BMUV (Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz 4 Mrd. pro Jahr 2022-2026) müssen nahtlos ineinandergreifen  
NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. direkter Link zum Artikel