Paul-Crutzen-Preis verliehen

Publikation über Klimawandel und Luftqualität in Dresden

Der Paul-Crutzen-Preis geht 2015 an Dr. Sebastian Scheinhardt vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) für eine Publikation über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Luftqualität in Dresden. Der Preis wird der Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) alljährlich für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit auf diesem Gebiet verliehen.


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Er ist nach dem niederländischen Wissenschaftler Paul Crutzen benannt, der 1995 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Atmosphärenchemie den Nobelpreis für Chemie erhalten hatte. Crutzen gilt als Pionier der Erforschung des Ozonlochs.

Der Nachwuchschemiker Scheinhardt erhielt den Preis am Dienstag auf der „International Conference on Chemistry and the Environment“ (ICCE 2015). Auf der größten europäischen Tagung treffen sich zur Zeit etwa 500 Umweltchemikerinnen und –chemiker aus rund 50 Ländern an der Universität Leipzig.

Die jetzt ausgezeichnete Publikation entstand im Rahmen der Dissertation von Sebastian Scheinhardt an der Universität Leipzig. Sie wurde im Rahmen des BMBF-Verbundforschungsvorhabens für ein regionales Klimaanpassungsprogramm in der Modellregion Dresden (REGKLAM) gefördert und in der Abteilung Chemie des TROPOS angefertigt. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen vom TROPOS und des Interdisziplinären Ökologischen Zentrums (IÖZ) der Technischen Universität Bergakademie Freiberg konnte Scheinhardt abschätzen, wie der Klimawandel sich auf die Verteilung und Zusammensetzung von Feinstaubpartikeln und damit auf die zukünftige Luftqualität auswirken wird. Diese Veränderungen beeinflussen so auch die menschliche Gesundheit. Um die komplexen Prozesse besser zu verstehen, wurden über einen Zeitraum von vier Jahren Luftproben an einer Station des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in Dresden gesammelt und ausgewertet. „Die sehr gut gegliederte und logisch aufgebaute Veröffentlichung verknüpft systematische Messungen und umfangreiche Analytik mit Klimamodellen. Erst dadurch werden Aussagen zur zukünftigen Luftqualität in einer Großstadt möglich“, lobt Prof. Hartmut Herrmann vom TROPOS, der zusammen mit Dr. Gerald Spindler die Doktorarbeit betreut hat.

Der Studie zufolge wird das Jahresmittel der Feinstaubbelastung in Dresden durch den Klimawandel bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich nur geringfügig zurückgehen. Obwohl höhere Temperaturen in Dresden generell dafür sorgen, dass Emissionen aus Heizungsanlagen zurückgehen und dass flüchtige Partikelbestandteile verdampfen, haben beide Effekte bis 2100 nur einen geringen Einfluss auf das Feinstaub-Jahresmittel. So wird erwartet, dass insbesondere die kalten Wintertage, die bisher sehr hohe Feinstaubwerte zeigten, im Zuge der globalen Erwärmung seltener werden. In ihrer Abschätzung konnten die Forscher jedoch zeigen, dass dies voraussichtlich nur wenig Einfluss auf das Feinstaub-Jahresmittel hat. Das PM10-Jahresmittel in Dresden könnte demnach bis zum Jahr 2100 um maximal 16 Prozent zurückgehen. „Das ist für einen Zeitraum von fast neun Jahrzehnten nur ein marginaler Wert, zumal wir keine Informationen darüber haben, wie sich wirtschaftliche, technologische und soziale Aspekte bis 2100 ändern werden“, erläutert Scheinhardt. „Hinzu kommt, dass einige flüchtige Feinstaub-Bestandteile bei höheren Temperaturen nicht einfach verschwinden, sondern verdampfen – sie sind also immer noch als Gas vorhanden.“ Da der Klimawandel die Feinstaubproblematik in Dresden demnach voraussichtlich nicht signifikant verbessern wird, folgert der Forscher, dass gezielte Maßnahmen zur Luftverbesserung der einzige Weg bleiben, um die menschliche Gesundheit auch in Zukunft wirkungsvoll zu schützen. Dies steht auch im Mittelpunkt seiner jetzigen Tätigkeit. Seit 2014 ist Dr. Scheinhardt naturwissenschaftlicher Mitarbeiter in der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW). Dort ist er jetzt für die Luftqualität in Großstädten wie Stuttgart oder Karlsruhe zuständig.

Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V. direkter Link zum Artikel