Ein Berufsleben lang das Tierwohl im Blick

©Wilhelm Müschenborn/ Kreis Soest
©Wilhelm Müschenborn/ Kreis Soest

Amtstierarzt Professor Dr. Wilfried Hopp in den Ruhestand verabschiedet

Ein 2015 entstandenes Pressefoto macht deutlich, was Professor Dr. Wilfried Hopp in 35 Jahren im Veterinärdienst beim Kreis Soest angetrieben hat.


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Das Bild hält den Moment fest, in dem der Leitende Kreisveterinärdirektor auf einem Gut in Bad Sassendorf, in dem 79 vernachlässigte Pferde beschlagnahmt wurden, eine abgemagerte Stute streichelt, die ihm den Kopf entgegenstreckt. Der Amtstierarzt hatte stets das Tierwohl im Blick, egal ob er als Krisenmanager, Experte oder Lehrkraft gefragt war.

Kreisdirektor Volker Topp verabschiedete den auch überregional geschätzten Fachmann jetzt in den Ruhestand. Eigentlich war die Karriere in einer Veterinärbehörde für Dr. Hopp nicht vorgezeichnet, als er Approbation und Promotion hinter sich gebracht hatte. Für die beste klinisch-experimentelle Dissertation des Jahres 1983 an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover erhielt der gebürtige Hammer den Karl-Pfizer-Preis. Sein Doktorvater hätte ihn gerne an der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere gesehen, damals noch in Tübingen, heute auf der Ostseeinsel Riems zu finden. Doch ein Schlüsselmoment sorgte dafür, dass Dr. Hopp der Forschung verloren ging. Als er am Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt in Arnsberg, seiner ersten Station von 1983 bis 1987, am Mikroskop Lebensmittelproben untersucht, fragt ihn eine Assistentin, ob er das wirklich ein Leben lang machen wolle.

So führte sein Weg im Jahr 1988 zum Kreis Soest, wo er im Rahmen seiner Ausbildung bereits eine Praktikumsphase absolviert hatte. Er startete als Kreisveterinärrat und wurde bereits fünf Jahre später, am 8. Februar 1993, zum Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes bestellt. Als er sich den Landwirten in einer Veranstaltung vorstellte, fühlte er sich durch den Beifall in seiner beruflichen Entscheidung bestätigt. „Der Kontakt mit den Landwirten und damit der Austausch mit den beruflichen Praktikern lag mir besonders am Herzen, war mir sehr wichtig“, blickt der 65-Jährige heute zurück. „Ich war immer bestrebt, Tierbesitzer dauerhaft über vorbeugende Maßnahmen aufzuklären, um Seuchenausbrüche und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden zu verhindern.“

Die Abkehr von einer wissenschaftlichen Karriere fiel ihm auch deswegen nicht schwer, weil er im Kreis Soest Einrichtungen wie das Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse oder den Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen vorfand. Auf der Düsse unterrichtete er den landwirtschaftlichen Nachwuchs. Die Fachhochschule Südwestfalen verlieh ihm 2008 den Titel „Honorarprofessor“ und würdigte damit seine Lehrtätigkeit im Fachgebiet Tiergesundheit/Tierhygiene seit 2002 und seine wissenschaftliche Expertise. Die brachte Wilfried Hopp auch als Mitglied im Veterinärausschuss des Landkreistages NRW oder im Beirat für Tiergesundheit der Landwirtschaftskammer NRW ein. Unter seiner intensiven Mitwirkung entstand 2002 das Tierseuchenbekämpfungshandbuch Niedersachen und NRW und später das bundesweit gültige Tierseuchenbekämpfungshandbuch.

Sein Engagement in der Prävention ersparte Dr. Hopp die Bewältigung zahlreicher Krisen nicht. „Die einschneidendste Erfahrung war wohl der Schweinepest-Ausbruch in Geseke 1997 als Folge eines Geschehens im Nachbarkreis Paderborn“, erinnert sich der Amtstierarzt. Es sollte nur der Anfang einer unseligen Reihe sein. In Bad Sassendorf kam es 2003 zum größten beschriebenen Q-Fieber-Ausbruch bis dahin. Auf dem Bauernmarkt im Kurpark steckten infizierte Schafe 277 Menschen an. 2003 und 2004 sah sich der Leitende Kreisveterinärdirektor konfrontiert mit mehreren Fällen von Rinderwahnsinn (BSE). Die Blauzungenkrankheit bei Rindern und Schafen wurde 2007 im Kreis Soest und auch bundesweit Thema. Das Schmallenberg-Virus grassierte 2012 kreisweit bei Schafen und Rindern. Zur Jahreswende 2016/2017 brach die Geflügelpest in Anröchte aus, 2021 kam es zu einem Ausbruch in Lippstadt.

Trotz allem kann Dr. Hopp seinen Ruhestand mit der Gewissheit antreten, alles dafür getan zu haben, dass der Kreis Soest und andere Behörden besser auf künftige Seuchenzüge vorbereitet sind. Seit 2015 organisierte er zusammen mit der Jägerschaft und der Landwirtschaft Infoveranstaltungen zu Vorbeugemaßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest. Dank Wilfried Hopp war der Kreis Soest Vorreiter hinsichtlich einer Infrastruktur zur flächendeckenden Sammlung der Wildschweinaufbrüche. Der Amtsveterinär war zudem Ideengeber zur Gründung einer Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft in NRW.

Der Tierschutzfall auf dem Bad Sassendorfer Pferdegestüt, bei dem Professor Dr. Wilfried Hopp mit seinen Kolleginnen und Kollegen energisch einschritt, war übrigens nicht der einzige, der überregional unter seiner Ägide für Schlagzeilen sorgte. 2007 sorgte der Veterinärdienst dafür, dass wegen unzureichender Haltungsbedingungen Elefanten einem in Werl gestrandeten Zirkus fortgenommen wurden.

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