Ein unterschätztes Schutzgut

Ein unterschätztes Schutzgut
Ein unterschätztes Schutzgut

Tag des Bodens am 5. Dezember 2021

Das Sachgebiet Bodenschutz des Ingolstädter Umweltamtes möchte den Tag des Bodens am 5. Dezember nutzen, um die Bürger für die zentrale Bedeutung des Bodens als unser aller schützenswerte Lebensgrundlage zu sensibilisieren. Sein Erhalt mit seinen natürlichen vielfältigen Funktionen ist für die zukünftige Klimaresilienz der Städte von wesentlicher Bedeutung.


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Böden können Aufschluss über die Vergangenheit geben, sie sind praktisch ein erd- und landschaftsgeschichtliches Archiv. Sie informieren über vergangene geografische Bedingungen, wie z.B. unterschiedliche Klimaperioden oder Vegetations- und Bodenbildungsprozesse. Der Boden erfüllt zudem verschiedene natürliche Funktionen aber auch Nutzungsfunktionen für den Menschen. Als Lebensraum kann die Zahl der in einer Handvoll Boden vorkommenden Lebewesen mitunter die Zahl der Weltbevölkerung übertreffen. Diese Tiere durchmischen den Boden und lockern ihn auf. Dabei ist der Boden ein hervorragendes Puffer- und Filtermedium, in dessen unterschiedlich großen Poren Wasser (und Gase) gespeichert werden können oder in tiefere Schichten versickern und dann einen entscheidenden Beitrag zur Grundwasserneubildung leisten. Neben seiner zusätzlichen Rolle als größter kontinentaler CO2 Speicher wirkt der Boden durch sein Puffervermögen klimaregulierend. Gut nachvollziehbar ist dieses Phänomen im Sommer, wenn sich die versiegelten – also bebauten, betonierten oder mit Steinen bedeckten – Flächen in der Stadt stark aufheizen und sogenannte Wärmeinseln entstehen, wohingegen die Grünflächen durch erfrischende Verdunstungskühle punkten können. Damit wird deutlich, dass der Boden einen wertvollen Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen hat, denn der sommerliche Hitzestress kann sich direkt negativ auf die Bewohner einer Stadt auswirken.

Diese wichtigen Funktionen des Bodens werden jedoch durch Schadstoffeinträge, Erosion, Humusrückgang oder Verdichtungen bedroht. Ist ein Bodenschaden eingetreten kann dieser nicht wieder vollkommen beseitigt werden, denn Böden sind durch stetige komplexe physikalische sowie chemische und biologische Prozesse entstanden. Einmal zerstört ist eine natürliche Bodenfunktion nicht mehr zu 100 Prozent in seine Ursprungsleistung zurückführbar. Alte Industrie- und Gewerbegrundstücke können zum Beispiel eine Gefahrenquelle bilden, wenn mit umweltschädlichen Stoffen gearbeitet oder dort Abfälle behandelt oder gelagert wurden. Sind diese Böden derart verunreinigt, dass eine Gefahr für den einzelnen oder die Allgemeinheit besteht, spricht man von Altlasten.

Die Nutzung des Bodens für Siedlungen oder den Verkehr drängen die natürlichen Schutzmechanismen zunehmend zurück. In Deutschland werden pro Sekunde elf Quadratmeter für Siedlungs- oder Verkehrszwecke neu in Anspruch genommen, wovon die Hälfte versiegelt wird. Wasserdurchlässigkeit beziehungsweise -speicherfähigkeit, Bodenfruchtbarkeit und der Lebensraum für Tiere gehen dadurch unwiderruflich verloren.

Dramatisch ist hierbei, dass es mindestens 100 Jahre dauert bis sich ein Zentimeter Boden neu bildet.

Ein wichtiges Ziel muss daher sein, die begrenzte Ressource Boden zu schützen und zu erhalten. Dies soll unter anderem durch eine Reduzierung der Neuversiegelung, Flächenentsiegelung, Schutz vor Schadstoffen und Erosion, vor allem in Hinblick auf die Klimaveränderung sowie durch Vermeiden von Bodenverdichtungen realisiert werden. Die Entsiegelung von bereits versiegelten Flächen ist sinnvoll. Vielerorts würde bereits eine Teilentsiegelung positive Wirkungen erzielen, beispielsweise bei Parkplätzen mittels Rasengittersteinen oder anderen wasserdurchlässigen Belägen. Entsiegelungsmaßnahmen sowie konsequentes Flächenrecycling statt Neubau auf der „grünen Wiese“ sind besonders wichtig in Hinblick auf eine Anpassung der Städte an den Klimawandel. Die Schaffung zusätzlicher Sickerflächen hat vor dem Hintergrund der diesjährigen Starkregenereignisse in Deutschland besondere Bedeutung. So ist eine Stadt in der Lage das Regenwasser lokal aufzunehmen und wie ein Schwamm zu speichern, anstatt es zu kanalisieren, abzuleiten und Überlastungen zu riskieren. Nicht nur die Versiegelung an sich trägt zum schnellen oberflächigen Regenabfluss bei, sondern ebenso die Verdichtung von Boden durch schweres Gerät und damit die Vernichtung von Bodenporenraum. Der Retentionsraum zur Aufnahme von Niederschlagswasser geht damit für immer verloren.

Jeder einzelne kann einen Beitrag zum Bodenschutz leisten und auf diese Weise vorsorgend und auch dauerhaft zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlage beitragen. Angefangen z.B. bei der fachgerechten Entsorgung von Müll, diesen nicht in der Natur hinterlassen oder die Verwendung von Sand oder Splitt statt Streusalz im Winter. Auch auf dem eigenen Grundstück kann beispielsweise durch Entsiegelungsmaßnahmen im Garten oder dem Hof etwas beigetragen und durch eine Begrünung zusätzlich etwas für den Klimaschutz getan werden.

Das Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) von 1998 (1999 in Kraft getreten) enthält darum auch in seinem § 1 als Zweck des Gesetzes eine eindeutige Verpflichtung an jede und jeden: „Zweck dieses Gesetzes ist es, nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern…“ (sogenannter vorsorgender Bodenschutz) „…oder wiederherzustellen.“ (sogenannter nachsorgender Bodenschutz). Beide Fachbereiche werden im Umweltamt der Stadt Ingolstadt zum Schutz der endlichen Ressource Boden im Stadtgebiet Ingolstadt bearbeitet.

Wir sind insofern alle aufgefordert, das bisher eher nebensächlich betrachtete Schutzgut Boden – unserer aller Lebensgrundlage – nachhaltig zu schützen und damit für die Menschen, deren Gesundheit und ihr Wohlbefinden, generationsübergreifend zu bewahren.

Im Schaubild werden die Folgen versiegelter Bereiche auf die Bodenfunktionen mit den Buchstaben A bis H veranschaulicht sowie die Auswirkungen auf die Bodenfunktionen und das Stadtklima (Nummer 1 bis 6) von voll-/teilentsiegelten und unversiegelten Böden noch einmal verdeutlicht.

Legende:

A) Hitzestress, B) Änderungen Biodiversität, C) Änderungen Bodenentwicklung, D) Erosion, E) Änderung Grundwasserstände, F) Niedrigwasser, G) Trockenheit von Boden und Luft, H) Hochwasser;

1) Niederschlagswasserversickerung, 2) Niederschlagswasserretention und Verringerung Oberflächenabfluss, 3) Verdunstungskühlung, 4) Frischluftentstehung auf offenen Grünflächen, 5) Beschattung durch Baum- und Strauchvegetation, 6) Erhöhung von Biodiversität und Pflanzenwachstum. (Quelle: Eigene Darstellung Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, basierend auf Blume et al. (2008) und Geiger, Dreiseitl (1995), erweitert.)

„Bessere Nutzung von Entsiegelungspotenzialen zur Wiederherstellung von Bodenfunktionen und zur Klimaanpassung“, Studie im Auftrag des Umweltbundesamts

© Nadine Pannicke-Prochnow, Christopher Krohn (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig), Dr. Juliane Albrecht, Karin Thinius (Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden), Dr. Uwe Ferber, Karl Eckert (Stadtland GmbH, Leipzig)

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/bessere-nutzung-von-entsiegelungspotenzialen-zur

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Stadt Ingolstadt