„Moorpapst“ aus Greifswald erhält Deutschen Umweltpreis

Moorkundler Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten vom Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald wird an diesem Wochenende (10.10.) in Darmstadt der Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht.

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus wird zur Verleihung anreisen und Prof. Joosten persönlich seinen Dank und seine Anerkennung aussprechen.


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„Es erfüllt mich mit Stolz, dass ein Mann aus MV – wenn auch nicht gebürtig von hier – einen der höchstdotierten Umweltpreise Europas erhält. Prof. Joosten ist durch seine jahrelange Arbeit gegen Moor-Entwässerung und damit für mehr Klimaschutz an der Universität Greifswald eng mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern verbunden. Ihm es zu verdanken, dass dieser Wissenschaftsstandort bundesweites Ansehen genießt. Kein Wunder, dass er hierzulande mitunter als „Moorpapst“ bezeichnet wird – mehr Anerkennung geht nicht. In meinen Augen hat er den Deutschen Umweltpreis mehr als verdient, denn Moorschutz ist Klimaschutz und kein Thema scheint in diesen Zeiten drängender als die Frage, wie können wir dem Klimawandel begegnen, damit unser Planet auch für zukünftige Generationen lebenswert bleibt. Ich hoffe sehr, dass Prof. Joostens sein Credo ‚Moor muss nass!‘ trotz seines Ruhestands weiter in die Welt hinausträgt und Politik und Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus im Sinne der Sache weiterhin so gut zusammenwirken“, sagte Backhaus.

Mit dem Preisgeld in Höhe von 500.000Euro, dass sich der gebürtige Niederländer mit der international renommierten Ökologin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese teilt, will Joosten die am Greifswald Moor Centrum (GMC) beheimatete und mit etwa 25.000 Publikationen weltweit größte Moorbibliothek „PeNCIL“ zu einem globalen Kenntnis- und Kulturzentrum zu Mooren ausbauen. Das 2015 gegründete GMC ist eine Kooperation von Universität Greifswald, Michael Succow-Stiftung und dem Verein „Duene“. Ziel des GMC ist das, wofür sich Joosten zeit seines Forscherlebens eingesetzt hat und weshalb er nun von der DBU ausgezeichnet wird: natürliche Moore vor Entwässerung schützen, degradierte (also trockengelegte) Moore wiedervernässen und Moore lediglich nass nutzen. Denn trockenliegender Torf setzt in hohen Mengen Treibhausgase frei.

„In Mecklenburg-Vorpommern sind Moorböden die größte Treibhausgasquelle, obwohl sie nur 13 Prozent der Landesfläche einnehmen. Sie emittieren ca. 6 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Das ist rund ein Drittel der Gesamtemission des Landes und mehr als das Dreifache der Menge, die wir aktuell durch die Windkraft an Land und auf dem Wasser derzeit einsparen. Wir müssten also die derzeitige Windkraftnutzung verdreifachen, wollten wir nur die Emissionen aus den Mooren damit kompensieren“, betonte Backhaus.

Auch bundes­weit sind Moorböden ein wichtiger Treiber des Klimawandels. Joosten zufolge sind Treibhausgas-Emissionen aus entwässerten Mooren bundesweit für sechs bis sieben Prozent der gesamten deutschen Emissionen verantwortlich, mehr als der gesamte in Deutschland startende Flugverkehr. Nur eine möglichst weitgehende Anhebung der Wasserstände könne diese Prozesse stoppen.

„Ein verbesserter Schutz der Moorböden ist eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe von langfristiger Bedeutung. Dabei müssen alternative Nutzungskonzepte entwickelt werden, damit die wiedervernässten Flächen auch zukünftig bewirtschaftet werden können. Schutz durch Nutzung ist das Stichwort“, so Umweltminister Backhaus. Joosten schuf dafür den Begriff „Paludikultur“, eine mittlerweile in Fachkreisen weltweit genutzte Beschreibung für eine klimaschonende landwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore.

In mehr als 600 wissenschaftlichen Publikationen, darunter Standardwerken, und auf vielen Forschungsreisen in die Moorgebiete der Welt – von Alaska über den Kongo bis nach Nordkorea – hat der designierte Umweltpreisträger auf all diese Zusammenhänge hingewiesen und neue Entdeckungen gemacht – etwa das mittlerweile als Weltnaturerbe anerkannte Regendurchströmungsmoor in Georgien.

Für die Politik hat Joosten eine klare Botschaft: „Nimmt man das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 ernst – also eine Begrenzung der Erderwärmung auf mindestens zwei Grad Celsius und möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter –, muss allein Deutschland ab sofort pro Jahr 50.000 Hektar Moorfläche wiedervernässen.“

„Moorpapst“ aus Greifswald erhält Deutschen Umweltpreis - Anhang 1
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