Ausgesiebt: Die Kartoffel-Verschwendung

WWF-Report: 35 Prozent der jährlichen Kartoffelernte in Deutschland gehen verloren

Laut WWF-Schätzungen gehen jährlich 60.500 Lastwagenladungen (1,5 Mio. t) Kartoffeln auf dem Weg vom Acker bis zum Teller verloren. Das entspricht 35 Prozent einer Kartoffelernte in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt der neue WWF-Report „Kleine Makel – Große Folgen“. Die Zahlen zeigen, dass die Lebensmittelverschwendung auch hochwertigste Agrarprodukte betrifft. Aktuell verzehrt jeder Deutsche pro Jahr etwa 60 kg Kartoffeln - als Chips, Pommes Frites, gebraten oder gekocht.


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In Zusammenarbeit mit Kartoffelbauer Carsten Niemann (Biokartoffel-Nord) untersuchte der WWF, welche Vorgaben aus dem Handel die Verluste verursachen und welche Auswirkungen sich für Umwelt und Landwirte ergeben. „Auch bei der Kartoffel kommt es auf die inneren Werte an. Der Handel legt hingegen den Fokus auf die äußere Schönheit. Die Kartoffel soll eiförmig sein, eine bestimmte Farbe und eine makellose Schale haben“, kritisiert Tanja Dräger de Teran. „Erschwerend kommt hinzu, dass Kartoffeln inzwischen vor dem Verkauf gewaschen werden. Der maschinelle Waschvorgang und das Wasser zerstören ihre natürliche Schutzschicht. Sie können nicht mehr so lange gelagert werden.“ Ähnlich kritisch ist, dass die Knollen in Netze oder Plastikbeutel verpackt werden. Licht bringt die Kartoffel vorzeitig zum Keimen und setzt die Bildung von Solanin in Gang. Der Stoff lässt die Feldfrüchte grün und damit giftig werden.

Der WWF schätzt, dass von den 1,5 Millionen Tonnen verschwendeten Kartoffeln rund die Hälfte bereits unmittelbar nach der Ernte auf der Strecke bleibt. Bei den aussortierten Bio-Speisekartoffeln geht der WWF von bis zu 50.000, bei den konventionellen von etwa 700.000 Tonnen aus. Und das ist nicht nur ein ökologisches, sondern für die Bauern auch ein ökonomisches Problem. „Es ist gängige Praxis, dass wir nur für jenen Anteil die vereinbarten Preise erhalten, der auch den oft widersinnigen Qualitätsanforderungen genügt. Das heißt im Umkehrschluss, die Erzeuger bekommen für bis zu einem Drittel ihrer Ware weniger Geld. Im schlimmsten Fall sogar überhaupt nichts“, so Carsten Niemann. Aus Kartoffeln, die eigentlich auf den Teller gehören, wird zu Dumpingpreisen Industriestärke gewonnen. Zumindest dann, wenn der Stärkegehalt dafür ausreicht. Das ist nicht bei allen Kartoffelsorten der Fall. Noch niedriger sind die Erlöse, wenn der Kartoffelbauer die abgelehnten Knollen als Tierfutter unterbringen muss. Als letzte und verlustreichste Option bleibt nur die energetische Nutzung.

Carsten Niemann und Tanja Dräger fordern von Wirtschaft und Handel, ihre Anforderungen an landwirtschaftliche Erzeugnisse anzupassen. „Rein optische Kriterien dürfen nicht länger darüber entscheiden, ob ein wertvolles Nahrungsmittel verwendet oder verschwendet wird“, so die WWF-Expertin. „Der Handel muss mehr Verantwortung für die vorgelagerte Lieferkette übernehmen, insbesondere für die Bauern“, fordert Niemann. Auch die Politik wird in dem neuen Kartoffel-Report des WWF kritisiert. Die vom Landwirtschaftsministerium seit 2015 vollmundig angekündigte „Nationale Strategie zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen“ liegt immer noch nicht vor.

Ausgesiebt: Die Kartoffel-Verschwendung - Anhang 1
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